Geschehen lassen | Zusammenarbeit ohne Kontrollthemen

Wenn wir ein Ziel vor Augen haben, worauf konzentrieren wir uns? Auf das Ergebnis? Auf den Prozess? Wie detailliert sind unsere Vorstellungen und wie festgelegt sind sie? Wie viel Raum gibt es da noch für alles Unvorhergesehene, dass das Leben, die Sichtweisen und die Entscheidungen anderer Beteiligter mit sich bringen?

Wir unterschätzen oft, wie viele Faktoren auf die Ereignisse des Lebens einwirken und wie komplex sie miteinander verwoben sind. Verlieren wir dies aus dem Blick oder rücken wir unsere persönliche Gestaltungsmotivation zu stark in den Mittelpunkt, kann unser Verstand unser Einflusspotenzial stark überschätzen. Wir unterliegen dann einer Kontrollillusion. Wir glauben, dass die Situation unserem Willen zu unterstehen hat bzw. dass die Situation stärker von unserem Willen gestaltet wird, als es tatsächlich der Fall ist. Dahinter verbergen sich verschiedenste Ängste, z. B. vor Unzulänglichkeit oder Unberechenbarkeit. Ein Schritt zur Überwindung dieses Zustandes besteht darin, die eigenen Vorstellungen über ein erfolgreiches Gelingen zwar ernst zu nehmen, doch gleichzeitig darauf zu verzichten, der Nabel der Welt sein zu müssen.

Wenn wir starke Kontrollillusionen aufgebaut haben, machen wir uns das Miteinandersein mit Anderen schwierig. Der in das Phänomen eingewobene Egozentrismus sorgt dafür, dass wir uns immer wieder einseitig in Prozesse einmischen und zwar zu Gunsten unserer eigenen Ansichten. Dies tun wir ganz offen und direkt, aber auch verdeckt im Verborgenen. Verschiedene Perspektiven herauszuarbeiten und hin zu einem ggf. sogar ganz neuen Ergebnis zu integrieren, fällt uns schwer. Vielleicht atmen wir am Ende einer Situation durch und stellen fest, wie anstrengend das jetzt alles war und bemerken nicht, dass wir selbst dazu beigetragen haben, indem wir anderen Sichtweisen und Vorgehensweisen immer wieder einen Knüppel zwischen die Beine warfen. Im Fluss bleiben wir um Vieles leichter, wenn wir die Impulse von allen Seiten zulassen, in Ruhe prüfen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten, verschiedenste Sichtweisen und Interessen klar stellen und dann gemeinsam Lösungen gestalten, die alle Beteiligten unterstützen.

Fragestellungen zur Reflexion

Was bedeutet es für uns ganz persönlich, Kontrolle über unser Leben oder eine Situation zu haben?

Inwieweit erlauben wir den Dingen, sich von alleine zu fügen, ohne dass unser Zutun vonnöten ist?

In welchen Situationen versuchen wir zu erzwingen, dass etwas ganz Bestimmtes passiert oder nicht passiert? Um was genau geht es da?

In welchen Situationen versuchen wir, unsere Interessen und unsere Sichtweisen um jeden Preis durchzusetzen? Um was genau geht es da?

Wie viel Raum geben wir Wünschen, Vorstellungen und Bedürfnissen, den unsrigen und denen anderer?

Wie gehen wir mit unscharfen Situationen, mit unvorhergesehenen Ereignissen und Entscheidungen um? Was liegt in den gegebenen Situationen in unserer Hand und was nicht?